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  • Maja

‘’Wir sehen die Dinge nicht so, wie sie sind. Wir sehen die Dinge so, wie wir sind.‘‘ – Anais Nin

Vielfalt - das ist es, was wir bei der Organisation des Freiwilligenprojekts ‘’Equality, Equity and Justice’’ auf allen Seiten entdeckt und angetroffen haben. Vielfalt war nicht nur eng mit dem Thema unseres deutsch-polnischen Begegnungen verbunden, sie war auch in der täglichen Zusammenarbeit im internationalen deutsch-polnischen Team spürbar. Zwei von uns sind in Deutschland aufgewachsen und eine in Polen. In dieser Zeit haben wir ein wenig Polnisch und Deutsch in unserer Umgebung, in der Familie und bei Freunden aufgeschnappt. Das hat uns und unsere Arbeitsweise geprägt. Bestimmte Gewohnheiten, Arbeitspräferenzen, Kommunikationsweisen, nonverbale Sprache.





Planung - Deutsche Ordnung muss sein und polnische Spontaneität:

Eine unserer Herausforderungen war die Wahl des Termins für unser Projekt im November. Wir wussten, dass unser Projekt im Frühjahr oder Sommer stattfinden sollte. Wir öffneten den Kalender und tauschten Terminvorschläge aus. Ich war sehr überrascht, wie viel meine deutschen Kolleginnen bereits geplant hatten - Urlaub, Reisen, Ferien. Ich wusste selbst nicht, was ich morgen tun würde, geschweige denn, was ich in 10 Monaten vorhatte. Ich weiß nicht, ob das an unserer polnischen Spontaneität und dem Genießen des Augenblicks liegt oder an der Fähigkeit der deutschen Seite, alles im Voraus zu organisieren und zu planen. Es war eine echte Herausforderung, einen Kompromissdatum zu finden, den die polnischen und deutschen Feiertage - Majówka, Pfingstmontag usw. - berücksichtigt.





Kurze deutsche Pausen von 15 Minuten und polnische Pausen von 30 Minuten.

Bei der Vorbereitung des Projektprogramms sind wir auch bei der Frage stehen geblieben, wie lang die Pausen zwischen den Workshops sein sollten. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass an polnischen Universitäten kurze Pausen von 15 Minuten zwischen den Vorlesungen üblich sind, während ich mich aus meiner Erasmus-Erfahrung in Deutschland an hervorragende 30-minütige Pausen erinnere, in denen die Studierenden nicht nur Zeit haben auf die Toilette zu gehen, sondern auch Beobachtungen auszutauschen oder kurz etwas zum Thema einer Vorlesung oder Seminar zu diskutieren. In diesem Fall war der Umgang mit der Pausenlänge jedoch anders. Die Mädchen aus Deutschland sprachen sich für kurze Pausen von 15 Minuten aus, während ich als Polin für 30 Minuten eintrat. Wir einigten uns auf folgenden Kompromiss: eine Pause von 15 Minuten und eine weitere von 30 Minuten. Bei der Organisation der Veranstaltung sollte man sich fragen, ob das Ziel darin besteht, das Programm in Windeseile durchzuziehen und den nächsten abgeschlossenen Punkt abzuhaken, oder ob auch ein Moment zum Nachdenken, Verdauen und Durchatmen für die Teilnehmenden eine Rolle spielt.


Was kann man bei der Zusammenarbeit mit Menschen aus Deutschland auch erwarten? Sicherlich eine direkte Kommunikation. Die erhaltenen E-Mails sind klar und direkt. Wenn man etwas nicht mag, braucht man nicht um den heißen Brei herumzureden oder es in "nette" Worte zu fassen, man muss nur konkret sein und es sagen. Als Polin musste ich lernen, sich an diese Direktheit gewöhnen und auch, dass die Deutschen klare Nachrichten ohne unnötige Höflichkeitsfloskeln von uns erwarten ;) Das merkt man auch, wenn man in einer Gruppe mit Teilnehmenden aus Polen und Deutschland arbeitet. Wenn in einem Workshop/Kurs/Vortrag etwas nicht klar ist, melden sich die deutschen Teilnehmenden sofort und fragen nach. Bei den die polnischen Teilnehmenden ist eher das Gegenteil der Fall.









Ich erinnere mich an ein großartiges Beispiel für dieses Diagramm. Es war der letzte Tag des Workshops, das Grillfest war in vollem Gange. Für das ORG-Team stand eigentlich auf dem Plan, die Materialien für die Rückfahrt mit dem Bus nach Potsdam zu packen. Gleichzeitig war es war auf jeden Fall sehr angenehm, mit der Gruppe von Menschen zusammenzusitzen, die wir während dieses einwöchigen Projekts kennengelernt hatten. Maren schlug vor, den Bus vielleicht doch erst am nächsten Morgen zu packen, aber Vanda reagierte mit Nachdruck: "Nein. Das Packen ist ja für heute geplant.“ Letztendlich fand das Packen wie geplant statt, aber mit der Unterstützung von freiwilligen Helfer:innen - eine Kombination aus geplant und angenehm.





Zu Beginn diskutierten wir außerdem, ob eine von uns die allgemeine Koordination des Projektes übernehmen sollte und wie wir bestimmte Aufgaben verteilen wollen. Zunächst entscheiden wir uns gegen eine Koordinatorin, da es uns wichtig war, gleichberechtigt und möglichst im Konsens Entscheidungen zu treffen. Eine grobe Aufgabenteilung und Verteilung bestimmter Verantwortlichkeiten genauso wie ein Zeitplan hielten wir jedoch in einer Excel-Tabelle fest.


Im Verlaufe der Planung bemerkten wir, dass eine Koordination doch sinnvoll wäre. Diese übernahm die Freiwillige aus Warschau Maren, die den Überblick über anstehende Aufgaben und Termine, gesetzte Deadlines und den Dateien-Salat und Teams sowie die Aktualisierung des gemeinsamen Kalenders im Blick behielt. Die Verantwortungen für verschiedene größere Aufgabenbereiche teilten wir uns auf und arbeiteten selbstständig, aber in enger Absprache miteinander.


Da uns wichtig war, dass wir auf Augenhöhe miteinander im Team arbeiten, war es schwierig, eine Koordination festzulegen. Maren übernahm diese Position zwar, jedoch darf man den mental load nicht unterschätzen, der damit einhergeht. Für sie war eine der größten Herausforderungen, auf der einen Seite Anweisungen zu geben und Aufgaben zu priorisieren, aber sich gleichzeitig nicht in eine höhergestellte Position zu begeben bzw. bei Meinungsverschiedenheiten nicht Partei zu ergreifen, sondern zu vermitteln. Die anderen beiden hätten sich jedoch in der „heißen Phase“ der Planung zum Teil noch klarere Anweisungen gewünscht. Hier war es besonders wichtig, dass sich alle an festgelegte Absprachen halten und die Verantwortlichkeiten der einzelnen beibehalten werden, da ansonsten viel Frust und Chaos entstehen kann.






Mahlzeiten, Essen und Kulinarisches:

‘‘Fangen wir mit dem Obiadokolacja an", schlug ich vor, als wir gemeinsam den Projektplan aufstellten. Es war bekannt, dass die Teilnehmende nachmittags und abends ankommen würden, daher war es üblich, dass ich mit einer warmen Mittagsmahlzeit begann, die am Abend serviert wurde, was wir Abendessen nennen. Maren und Vanda waren jedoch sehr überrascht von dem Vorschlag und einigten sich auf die erste Leckerei in Form von Kaffee und Kuchen und ein Abendessen zur üblichen Zeit. Ich frage mich, ob das Abendessen so ein polnischer Standard ist oder ob es so etwas in Deutschland doch gibt? Vielleicht Halbpension während der Ferien und Urlaub?





Das war eine interessante Erfahrung! Für einen Tag planten wir einen Ausflug nach Breslau, wo wir in einem der Restaurants auf dem Marktplatz einen Tisch reserviert hatten. Ich fragte die Mädchen auch, was wir zu trinken bestellen würden, und Maren sagte, wir sollten einfach Leitungswasser bestellen. Das hat mich auch überrascht. Warum denn Leitungswasser? Ich wusste nicht, dass jeder Gastronomiebetrieb in der EU seinen Kund:innen Trinkwasser zur Verfügung stellen muss. Völlig unwissend, denn in Polen ist es wahrscheinlich selten, dass ein Restaurant solches Wasser ohne Aufpreis zur Verfügung stellt. Ich erinnere mich, dass wir lange darüber diskutiert haben, und ich weiß noch, wie viele Emotionen es in uns ausgelöst hat, da das Restaurant uns nicht entgegen kommen wollte. Schließlich habe ich gegoogelt, um zu sehen, was im Internet darübersteht - die Mädchen hatten Recht. Nachdem wir das Restaurantpersonal nach diesem Wasser gefragt hatten, erhielten wir natürlich die Antwort, dass sie kein kostenloses Wasser servieren und es ganz normal auf unsere Rechnung gesetzt wurde. 😊




Natürlich kann man all diese Statistiken augenzwinkernd lesen :) Es ist bekannt, dass alles auch von uns abhängt, von unserem individuellen Charakter und unserer Art zu sein.Aber was eine Muschel alles aufsaugt... :) Es ist wichtig, diese Unterschiede und Divergenzen zu erkennen - das deutsch-polnische Team ist eine starke Gemeinschaft mir verschiedenen Ressourcen! Gemeinsam verfügen wir über ein breites Spektrum an Fähigkeiten, mit denen wir gemeinsam großartige Projekte und Ziele erreichen können. :) Es ist jedoch zu bedenken, dass jeder von uns vielleicht anders arbeiten möchte und in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Grenzen hat. Das haben wir bei der Projektvorbereitung und -zusammenarbeit am eigenen Leib erfahren.

- Maren, Vanda & Maja

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